Würzburger Trainingsprogramm


Das Würzburger Trainingsprogramm besteht aus Spielen und Übungen, die inhaltlich aufeinander aufbauen und das Ziel verfolgen, dem Kind einen Einblick in die Struktur der gesprochenen Sprache zu verschaffen.

Den Anfang bilden Lauschspiele, gefolgt von Reimen und Satzspielen. Die Kinder erfahren anschaulich, dass Sätze aus einzelnen Wortbausteinen und Wörter aus Silben und Buchstaben bestehen. Sie lernen dabei keineswegs schon lesen, sondern werden sensibilisiert für die Wahrnehmung von Lauten, Wort- und Satzstrukturen.

Petra Küspert sagt in ihrem Buch 'Wie Kinder leicht lesen und schreiben lernen':

"Die Vorschulkinder sind genau im richtigen Alter für das Würzburger Trainingsprogramm. Sie sind geistig reif genug, um Einzellaute wahrzunehmen und einzuordnen. Entsprechend werden die Kinder bei einer solchen Förderung weder 'überfördert' noch 'überfordert'."
"Viel mehr werden ihre vorhandenen Grundlagen und Fähigkeiten genutzt, um ihnen auf spielerische Weise etwas mitzugeben, was ihnen das Lesen- und Schreibenlernen später sehr erleichtern wird: die phonologische Bewusstheit."


Phonologische Bewusstheit

Unter phonologischer Bewusstheit versteht man die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf die formalen Eigenschaften der gesprochenen Sprache zu lenken, z.B. auf den Klang der Wörter beim Reimen, auf Wörter als Teile von Sätzen, auf Silben als Teile von Wörtern und letztendlich vor allem auf die einzelnen Laute der gesprochenen Wörter.

phonologische Bewusstheit im engeren Sinne

Die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne bezieht sich auf den bewussten Umgang mit den kleinsten Einheiten der gesprochenen Sprache, den Phonemen (Lauten). Sie entwickelt sich üblicherweise erst unter Anleitung im Zusammenhang mit dem Schriftspracherwerb.

phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne

Unter der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne versteht man die Wahrnehmung der gröberen sprachlichen Einheiten wie Wörter im Satz und Silben in Wörtern, des Klangs der Wörter beim Reimen usw. Sie entwickelt sich in der Regel spontan, d.h. ohne äußere Anleitung schon im Vorschulalter.

phonologische Informationsverarbeitung

Die unter dem Sammelbegriff phonologische Informationsverarbeitung zusammengefassten Fertigkeiten sind für die Vorhersage des späteren Erfolgs beim Schriftspracherwerb von besonderer Bedeutung. Die damit gemeinte Nutzung von Informationen über die Lautstruktur der gesprochenen und geschriebenen Sprache umfasst:
(1) Die Übertragung vorgegebener schriftlicher Symbole (Wörter, Bilder) in die entsprechende lautliche Struktur, um dann aus dem Langzeitgedächtnis ihre Bedeutung abrufen zu können (phonologisches Rekodieren beim Zugriff auf das semantische Lexikon)
(2) Die für Leseanfänger besonders wichtige Repräsentation schriftlicher Symbole im Kurzzeitgedächtnis (phonetisches Rekodieren im Arbeitsgedächtnis)
(3) Das Erkennen der Lautstruktur der Sprache (phonologische Bewusstheit). Die phonologische Bewusstheit ist die für den Erfolg beim Lesen- und Schreibenlernen bedeutsamste Fertigkeit. Ihr Einfluss konnte in einer Reihe empirischer Studien in verschiedenen Ländern und bei verschiedenen Sprachen nachgewiesen werden.